Blutentnahmeröhrchen im Vergleich
Von der Diagnose akuter Erkrankungen bis hin zum großen Blutbild: Blutproben ermöglichen es, zahlreiche Untersuchungen minimalinvasiv durchzuführen. Je nachdem, wem und wo das Blut entnommen werden soll, kommen für Probenentnahme allerdings verschiedene Techniken zum Einsatz – und dafür braucht es auch unterschiedlich aufgebaute Blutentnahmeröhrchen. Die Wahl fällt dabei oft auf eines der beiden verbreitetsten Modelle: Monovette oder Vacutainer.
In diesem Artikel zeigen Ihnen die Expert:innen von Wörner Medical, was diese beiden Blutentnahmeröhrchen unterscheidet und wie Sie bestimmen, ob im konkreten Anwendungsfall eine Monovette oder ein Vacutainer die richtige Wahl ist.
Blutentnahme mit der Monovette
Eine Monovette ähnelt im Aufbau einer Spritze: Es gibt einen zentralen Hohlraum, der auf der einen Seite in einer Hohlnadel endet, und auf der anderen Seite einen Kolben, der durch eine Kolbenstange herausgezogen werden kann. Im Gegensatz zu einer Spritze verfügt die Monovette aber über eine Kappe, die sie gasdicht macht. Dieser Unterschied ist entscheidend, denn Monovetten entnehmen Blut mit der sogenannten Aspirationstechnik, d.h. durch das Ansaugen von Flüssigkeit.
In der Praxis bedeutet das, dass das medizinische Fachpersonal die Monovette an eine Kanüle anschließt, diese in eine Vene einführt und dann die Kolbenstange zurückzieht. Dadurch entsteht ein Sog, der das Blut in den Hohlraum zieht. Ist die Kolbenstange vollständig zurückgezogen, rastet sie ein. Sobald der Blutfluss stoppt – im Idealfall dann, wenn das Blutentnahmeröhrchen der Monovette voll ist – kann die Monovette entriegelt und entfernt werden. Bei Bedarf kann dabei die Kanüle in der Vene verbleiben, an die dann einfach die nächste Monovette angeschlossen wird.
Arten von Monovetten
Neben dem Basismodell gibt es eine Reihe spezieller Monovetten, denen spezifische Wirkstoffe wie z.B. ein Gerinnungsaktivator oder ein Gerinnungshemmer beigesetzt sind. Üblicherweise ist der Wirkstoff als Gel oder Granulat im Hohlraum der Monovette enthalten. Das Volumen des Blutentnahmeröhrchens ist dabei stets an die Wirkstoffmenge angepasst: So gewährleistet bereits der Aufbau des Blutentnahmeröhrchens ein ideales Mischverhältnis – und damit zuverlässige Testergebnisse.
Den Zweck, dem eine solche Spezial-Monovette dient, können medizinische Fachkräfte anhand der Farbe des Blutentnahmeröhrchens erkennen. Je nach Hersteller gilt es dabei jedoch, zwei unterschiedliche Farbcodes im Blick zu haben, denn die Kennzeichnung der Monovetten nach EU-Normen unterscheidet sich von den Farben, die bei US-amerikanischen Produkten zum Einsatz kommen.
EU-Code | Inhalt | Beschreibung | US-Code |
Weiß | Serum (Gerinnungsaktivator) | Beschleunigt die Gerinnung des Blutes auf 20-30 Minuten, damit die Probe zeitnah zentrifugiert werden kann. | Rot |
Braun | Serum-Gel (Gerinnungsaktivator) | Bildet beim Zentrifugieren eine stabile Trennschicht zwischen Blutkuchen und Serum. Diese Barriere bleibt bei Einhaltung der empfohlenen Lagerungsbedingungen bis zu 48 Stunden stabil. | Braun |
Orange | Plasma / Plasma-Gel (Lithium Heparin) | Bildet beim Zentrifugieren eine Schicht zwischen dem Plasma und den korpuskulären (d.h. aus Körperchen bestehenden) Bestandteilen des Blutes. Das erleichtert die Plasmagewinnung. | Grün |
Rot | Hämatologie (Kalium-EDTA) | Ein Antikoagulans, dass das Blut von der Gerinnung abhält. Notwendig, wenn Untersuchungen an ungeronnenen Proben nötig sind. | Lila |
Gelb | Glukosebestimmung (Fluorid) | Enthält ebenfalls ein Antikoagulans und zusätzlich ein Fluorid, welches über einen Zeitraum von 24 Stunden die Glukosekonzentration der Probe stabilisiert. Wird z.B. für Tests auf Diabetes, Unterzuckerung und ähnliche Erkrankungen eingesetzt. | Grau |
Grün | Gerinnungsanalytik (Natrium-Citrat, 1:10) | Der beigesetzte Wirkstoff sorgt wie ein Antikoagulans dafür, dass das Blut nicht mehr gerinnen kann. Allerdings kann dieser Effekt durch Calciumchlorid kontrolliert wieder aufgehoben werden, was diese Monovette ideal für Gerinnungsanalytik macht. | Blau |
Lila | Blutsenkung (Natrium-Citrat, 1:5) | Derselbe Wirkstoff wie bei der Gerinnungsanalytik, aber doppelt so viel. Dient zur Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit, die bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen zum Einsatz kommt. | Schwarz |
Diese vorgefertigten Monovetten für verschiedene Einsatzbereiche bergen zwei große Vorteile. Zum einen verhindern sie menschliches Versagen beim Abstimmen der Mischverhältnisse zwischen Blutprobe und Wirkstoff. Zum anderen kommt das Blut direkt bei der Abnahme in Kontakt mit dem Wirkstoff und muss nicht in einem zusätzlichen Arbeitsschritt auf die geplante Untersuchung vorbereitet werden.
Blutentnahme mit dem Vacutainer
Anders als bei einer Monovette ist ein Vacutainer ein Blutentnahmeröhrchen, in dem bereits vor der Blutabnahme Unterdruck herrscht. Wird der Vacutainer über einen Adapter an ein Blutentnahmesystem angeschlossen, sorgt dieser Unterdruck dafür, dass das Vakuum das Blut in den Vacutainer zieht. Im Gegensatz zur Monovette, die manuell gesteuert werden muss, entsteht bei einem Vacutainer daher ein konstanter Blutfluss.
Allerdings bedeutet das auch, dass das Vakuum im Inneren eines Vacutainers nicht variabel ist, wie es die Aspiration bei der Monovette wäre: Die Intensität des Soges, mit dem das Blut ins Entnahmeröhrchen gezogen wird, kann hier nicht individuell an die Vene angepasst werden. Bei erwachsenen Patient:innen mit vorhersehbarem Venendruck ist das zwar zumeist unproblematisch, kann aber bei Menschen mit empfindlichen Blutgefäßen – z.B. bei Kindern und älteren Patient:innen – zu Komplikationen führen. Zudem sind nicht alle Gefäße für die Blutentnahme per Vacutainer geeignet. Wenn kein Vollblut nötig ist, kann mit einer kleinen Monovette – einer sogenannten Microvette – auch Blut aus den Kapillargefäßen entnommen werden. Für die Blutentnahme aus diesen feinen Gefäßen wäre der Unterdruck eines Vacutainers viel zu stark.
Arten von Vacutainern
Auch bei den Vacutainern gibt es eine Farbcodierung, die auf einen Blick zeigt, mit welchem Wirkstoff ein Blutentnahmeröhrchen versetzt ist. Die Farbcodierung unterscheidet sich allerdings von der, die bei Monovetten zum Einsatz kommt: Obwohl es sowohl Monovetten als auch Vacutainer in Farben wie Grün, Gelb oder Violett gibt, unterscheiden sich die von den Herstellern verwendeten Farbtöne deutlich, um Verwechslungsgefahr vorzubeugen. Das ermöglicht es erfahrenen Fachkräften, allein anhand der Farbe zu bestimmen, ob sie eine Monovette oder einen Vacutainer in der Hand halten.
Farbcode | Inhalt | Beschreibung |
Goldgelb | Serum-Gel | Standardausführung, die Serum und Blutkuchen trennt. |
Rot | Serum | Für Medikamentenanalytik und Transfusionsserologie |
Grün | Li-Heparin | Für Zytogenetik und Als Alternativmaterial für die klinische Chemie |
Hellblau | Citrat (1:10) | Wie die grüne Monovette für die Gerinnungsanalytik |
Violett | EDTA | Wie die rote Monovette mit einem Antikoagulans versetzt, wichtig für die Blutanalytik |
Grau | Fluorid | Wie die gelbe Monovette für die Glukosebestimmung |
Schwarz | Citrat (1:5) | Wie die lila Monovette für die Durchführung des Blutsenkungsgeschwindigkeitstests |
Analog zu den für bestimmte Einsatzbereiche hergestellten Monovetten bieten auch die spezialisierten Vacutainer den Vorteil eines optimalen Mischungsverhältnisses zwischen Blut und Wirkstoff. Darüber hinaus ermöglicht das bereits aufgebaute Vakuum eines Vacutainers aber auch die schnelle Entnahmen mehrerer Proben nacheinander. Außerdem sind Vacutainer im Vergleich zu Monovetten sehr leicht zu bedienen, da sie nur an das jeweilige Blutentnahmesystem angeschlossen werden müssen, um mit der Probenentnahme zu beginnen.
Monovette oder Vacutainer? Das richtige Blutabnahmesystem für jede Situation
Die große Frage bleibt: Monovette oder Vacutainer – welches Blutentnahmeröhrchen ist das richtige? Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Vacutainer sind schnell und einfach. Ihr Vakuum sorgt für eine regelmäßige Entnahme ohne weiteres Zutun. Monovetten können aber sanfter eingesetzt werden. Da die Aspiration durch den Kolben gesteuert wird, können erfahrene Fachkräfte durch langsameres Ziehen einen schwächeren Sog erzeugen – für eine langsamere, dafür aber auch schonendere Blutentnahme. Das ist von Vorteil, wenn es sich bei den Patient:innen um Kinder handelt, die empfindlich auf die Blutentnahme reagieren, oder wenn die Gefahr eines Venenkollaps besteht.
Darüber hinaus spielen auch Erfahrung und Vorlieben des Fachpersonals eine Rolle bei der Wahl des passenden Blutentnahmeröhrchens: Grundsätzlich gibt es für jede Anwendung sowohl eine Monovette als auch einen Vacutainer, doch können Erfahrung und Kontrolle über das eingesetzte System viele der genannten Nachteile ausgleichen. Ob Monovette oder Vacutainer die bessere Wahl ist, sollte daher nicht nur mit Blick auf die Bedürfnisse der Patient:innen, sondern stets auch unter Einbezug der Kompetenzen bestimmt werden, die das anwendende Fachpersonal mitbringt.
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