Klingenform, Griff und Wiederverwendbarkeit: Skalpell-Arten im Überblick

Skalpelle gehören zu den wichtigsten medizinischen Instrumenten. Neben chirurgischen Eingriffen kommen sie auch in der Forschung, im Laboralltag sowie in zahlreichen Situationen zum Einsatz, in denen in Praxen oder Krankenhäusern Textilien oder Nähte durchtrennt werden müssen. Um für jede Anwendung die passende Klinge parat zu haben, hat sich im Lauf der Zeit eine Vielzahl unterschiedlicher Skalpell-Arten entwickelt – und jede von ihnen ist darauf ausgelegt, bestimmte Schnitttechniken zu unterstützen.

In diesem Artikel zeigen Ihnen die Expert:innen von Wörner Medizinprodukte, worin sich die gebräuchlichsten Arten von Skalpellen unterscheiden und worauf es bei der Auswahl des passenden Skalpells im konkreten Anwendungsfall zu achten gilt.

 

Was macht den Unterschied? Die gebräuchlichsten Skalpell-Arten im Überblick

Ist von verschiedenen Skalpell-Arten die Rede, ist damit meist die Klingenformen gemeint, die sogenannte Figur des Skalpells. Sie muss im Vorfeld einer Anwendung stets unter strategischen Gesichtspunkten ausgewählt werden, denn jede Klingenform erleichtert andere Schnitttechniken. Um zu gewährleisten, dass medizinisches Fachpersonal jederzeit weiß, mit welcher Klingenform es rechnen muss, trägt heutzutage jede Figur eine Kennziffer. Wer die verschiedenen Arten von Skalpellen anhand dieser Kennziffern bestellt, kann sich so sicher sein, dass er bei jedem Hersteller dieselbe Klingenform erhält, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Unterschied #1: Klingenformen

Neben ihrer Größe unterscheiden sich die Figuren vor allem anhand der Klingenform. Anhand der Figur lassen sich daher vier grundlegende Skalpell-Arten identifizieren.

  • Eckige Klinge: Diese Skalpell-Art hat gewöhnlich eine dreieckige Klinge, an der die Schneide die Hypotenuse ist, d.h. die längste Seite eines rechtwinkligen Dreiecks. Diese spitz zulaufenden Skalpell-Klingen eignen sich besonders gut für präzise Stiche und flache, kurze Schnitte.
  • Runde Klinge: Figuren mit einer abgerundeten Klinge sind ideal für das Durchtrennen von Gewebe, z.B. von Haut und Muskeln. Aus diesem Grund wird diese Skalpell-Art oft für lange Einschnitte verwendet.
  • Spitze Klinge: Diese Skalpell-Art läuft noch spitzer zu als Skalpelle mit eckigen Klingen. Das ermöglicht die präzise Handhabung, die für schwierige Schnitte essenziell ist.
  • Sichelförmige Klinge: Gekrümmte Klingen eignen sich u.a. hervorragend zum Auftrennen von Nähten. Dank ihrer hakenförmigen Krümmung erleichtert diese Skalpell-Art das Greifen von Nahtmaterial und erlaubt einen Schnitt, der nicht in umliegendes Gewebe abrutschen kann.


Neben ihrer Figur unterscheiden sich Skalpell-Arten aber auch noch anhand zweier weiterer Faktoren: Sowohl der Griff als auch die Wiederverwendbarkeit spielen hier eine wichtige Rolle. 

Unterschied #2: Der Skalpell-Griff

Auch die unterschiedlichen Skalpell-Griffe sind heutzutage normiert und können daher anhand ihrer Kennziffern identifiziert werden. Anders als die Figuren, deren Kennzahlen mit „No.“ abgekürzt werden, tragen die verschiedenen Arten von Skalpell-Griffen allerdings oft ein „#“ vor ihrer Kennzahl. Das beugt Verwechslungen vor und ermöglicht es erfahrenen Fachkräften, auf einen Blick zu bestimmen, ob es gerade um Klinge oder Griff geht. Die am häufigsten verwendeten Griffe im medizinischen Alltag sind #3 und #4.

Skalpell-Griff #3 hat eine kleine Form und wird gewöhnlich mit Klingen der Typen No. 9 bis einschließlich No. 17 kombiniert. Zwar gibt es auch noch kleinere Griffe, die dieselben Klingen fassen können, aber #3 kommt besonders häufig zum Einsatz, weil dieses Modell feine Bewegungen zulässt, ohne die Handhabung allzu sehr zu erschweren. Aus diesem Grund ist #3 der typische Griff für die kleineren Skalpell-Arten.

Skalpell-Griff #4 ist insgesamt größer als #3 und fasst daher auch größere Klingen, etwa die Typen No. 18 bis einschließlich No. 36. Größere Instrumente sind stabiler und erlauben mehr Hebelwirkung. Auch wenn manche Skalpell-Arten aufgrund ihrer Klingen überraschend wuchtig wirken mögen, sind in vielen Bereichen der Chirurgie unerlässlich – etwa in der Orthopädie, die Skalpelle nutzt, die spezifisch für die Arbeit an Knochen entwickelt wurden und daher in ihrer Machart deutlich robuster sein müssen als Skalpell-Arten, die für die Arbeit an weicherem Gewebe konzipiert sind.

Unterschied #3: Wiederverwendbarkeit

Wie bei den meisten medizinischen Instrumenten stellt sich auch bei den verschiedenen Skalpell-Arten die Frage nach der richtigen Balance zwischen Sicherheit, Anwendungskomfort und Nachhaltigkeit. Einerseits erweist sich sowohl die Herstellung als auch die richtige Lagerhaltung als aufwendiger Prozess – immerhin müssen Skalpelle, die für medizinische Anwendungen genutzt werden, steril sein. Andererseits lässt sich dieser Aufwand aber nur bedingt vermeiden, denn für reibungslosen Betrieb sind sowohl in Kliniken und Arztpraxen als auch in Laboren große Stückzahlen erforderlich.

Um den mit der Aufbereitung von chirurgischen Instrumenten verbundenen Personalaufwand und die daraus resultierenden Kosten dennoch ein wenig zu reduzieren, hat es sich allerdings als praktisch erwiesen, die verschiedenen Skalpell-Arten oder zumindest einzelne Teile dieser Instrumente als Einwegware zu produzieren. Viele Hersteller bieten z.B. heutzutage wiederverwertbare Griffe an, die mit unterschiedlichen Arten von Skalpell-Klingen kombiniert werden können. Modulare Systeme wie diese ermöglichen maximale Flexibilität im Arbeitsalltag und verringern gleichzeitig das Abfallaufkommen, da nach der Benutzung nur die Klinge ersetzt werden muss. Darüber hinaus gibt es aber auch Einwegskalpelle für den einmaligen Gebrauch, bei denen Klinge und Griff fest verbunden sind.

Vollständig wiederverwendbare Skalpell-Arten sind natürlich am umweltschonendsten, erweisen sich in der Praxis aber zumeist als nicht anwendbar. Zum einen müssen Mehrweg-Skalpelle nach jeder Anwendung resterilisiert werden und selbst größere Kliniken verfügen nicht immer über die Ressourcen, die es bräuchte, um die für den alltäglichen Betrieb erforderlichen Stückzahlen schnell, zuverlässig und kostengünstig aufzubereiten. Zum anderen müssen fest mit dem Griff verbundene Klingen bei Bedarf nachgeschärft werden – und das bedeutet nicht nur Mehraufwand, sondern birgt auch Risiken, denn falsch geschärfte Skalpelle können im Ernstfall großen Schaden anrichten. Einwegskalpelle oder flexible Systeme, die wiederverwendbare Griffe mit Einwegklingen kombinieren, umgehen dieses Risiko.

 

Das richtige Skalpell für jede Anwendung

Bei der Auswahl der passenden Skalpell-Art sollte stets sowohl der geplante Eingriff als auch die Person bedacht werden, die das Skalpell führen wird – denn ob ein Griff gut in der Hand der Anwender:innen liegt, wirkt sich durchaus auch auf Sicherheit und Präzision aus. Ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft ist dabei jedoch unerlässlich. Je nachdem, welche Skalpell-Art für eine Anwendung erforderlich ist, kann es sein, dass die komfortable Handhabung hinter dem erforderlichen Klingentyp zurückstehen muss. Welche Griffe verfügbar sind, wird zumeist von der Figur diktiert – eine No. 12 ist beispielsweise eine Art von Skalpell-Klinge, die nun einmal nicht an einen #4 Griff passt. Je größer die Zahl der möglichen Anwender:innen, desto praktischer kann zudem ein Mix-and-Match-System mit wiederverwendbaren Griffen und austauschbaren Klingen sein: Das erleichtert die Anpassung der Instrumente an den Bedarf im konkreten Einzelfall.

 

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