Aus der modernen Medizin sind resorbierbare Fäden nicht mehr wegzudenken – und das aus gutem Grund. Resorbierbare Fäden sind flexibel in ihrer Anwendung, benötigen keinen zweiten Termin zum Fadenziehen und reduzieren dadurch die Belastung des Gewebes. Das beschleunigt wiederum den Heilungsprozess und beugt Narbenbildung vor. Allerdings gibt es auch Anwendungen, in denen das beliebte Nahtmaterialien nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen zum Einsatz kommen sollte: Auch resorbierbare Fäden haben Nachteile, die das behandelnde Fachpersonal bei der Auswahl des passenden Nahtmaterials im konkreten Anwendungsfall bedenken sollte.
In diesem Artikel stellen Ihnen die Expert:innen von Wörner Medical die drei wichtigsten Nachteile resorbierbarer Fäden vor und zeigen Ihnen, wie Sie diese in bestimmten Einsatzbereichen durch die strategische Wahl der Fadenstärke und des Nahtmaterials ausgleichen können.
Drei Nachteile resorbierbarer Fäden
Resorbierbare Fäden haben einen klaren Vorteil: Sie lösen sich von selbst im Gewebe auf. Entsprechend profitiert fast jede Anwendung bei der sie in Frage kommen davon sie zu nutzen. Es gibt allerdings drei große Nachteile bei resorbierbaren Fäden, die Fachkräfte bedenken sollten, wenn sie sich für ein solches Nahtmaterial entscheiden.
Nachteil #1: Auch resorbierbare Fäden können allergische Reaktionen auslösen
Resorbierbar bedeutet, dass der Körper den Faden selbst auflösen kann. Das ist aber nicht synonym mit hypoallergen: Ob Patient:innen resorbierbare Fäden gut vertragen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Auch manche der Materialien, aus denen resorbierbare Fäden produziert werden, können in Einzelfällen Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen auslösen.
Im besten Fall leiden Patient:innen, die resorbierbares Nahtmaterial nicht vertragen, nur unter Rötungen und Juckreiz, doch auch schwerere Reaktionen sind nicht auszuschließen. Im schlimmsten Fall kann es infolge einer Allergie oder Unverträglichkeit sogar zu Wundheilungsstörungen und verstärkter Narbenbildung kommen.
Wie lässt sich dieser Nachteil resorbierbarer Fäden ausgleichen? Ist eine Unverträglichkeit oder Allergie bekannt, ein resorbierbarer Faden aber für die Wundversorgung unerlässlich, kann es eine Lösung sein, auf ein anderes Nahtmaterial auszuweichen. Verchromtes Katgut – also ein mit Metall überzogenes organisches Nahtmaterial – ist z.B. eine sinnvolle Alternative, wenn Patienten:innen synthetische Materialien nicht (gut) vertragen. Außerdem gibt es auch unter den synthetischen Materialien verschiedenste Kunststoffe, sodass sich auch hier viel Raum für strategische Variation gibt.
Nachteil #2: Resorbierbare Fäden verlieren im Lauf der Zeit an Widerstandsfähigkeit
Resorbierbare Fäden lösen sich im Lauf Zeit auf. Das ist auch so gewollt, denn das ist die namensgebende Resorption: Der Prozess des Abbaus und der anschließenden Aufnahme eines Materials durch den Körper. Die Zeit, die ein chirurgischer Faden braucht, um sich etwa bis zur Hälfte seiner Stärke aufzulösen, wird als Resorptionszeit bezeichnet. Dieser Zeitpunkt ist ausschlaggebend für die Auswahl des richtigen Nahtmaterials, denn Fachpersonal sollte den Faden für eine Behandlung stets mit Blick auf die geschätzte Dauer der Wundheilung auswählen.
Fällt die Resorptionszeit zu kurz aus, verliert die Wunde, die eigentlich vom Faden geschlossen gehalten werden sollte, an Stabilität – und kann sich infolgedessen bei der nächsten Belastung wieder öffnen. Das ist übrigens auch einer der Gründe dafür, dass Allergien und Unverträglichkeit so problematisch sind: Dauert der Wundheilungsprozess länger als die behandelnden Fachkräfte angenommen haben, kann die Wunde wieder aufplatzen.
Wie lässt sich dieser Nachteil resorbierbarer Fäden ausgleichen? Langsam heilende Wunden und solche, die größere Stabilität benötigen, um eine sicher Wundheilung zu gewährleisten, können mit polyfilem Nahtmaterial – also mit Fäden aus mehreren verflochtenen Strängen – genäht werden. Stattdessen oder auch zusätzlich können Fäden mit größerem Durchmesser benutzt werden. Diese beiden Vorkehrungen verlängern die Zeit, die das Nahtmaterial braucht, um resorbiert zu werden. Ist das keine Option, sollte direkt mit nicht resorbierbaren Fäden genäht werden.
Nachteil #3: Resorbierbare Fäden lösen sich nicht immer schnell genug
Verschiedenen Fäden lösen sich verschieden schnell auf. Wenn das Fachpersonal gut einschätzen kann, wie schnell eine Wunde heilt, kann ein entsprechendes Nahtmaterial gewählt werden – doch wenn die Resorptionszeit zu lang ausfällt, schließt sich die Wunde schneller als der Faden abgebaut wird. Das kann die Narbenbildung begünstigen, wenn etwa die Naht am noch empfindlichen frischen Gewebe zerrt oder sich gar neues Gewebe um die Fäden herum bildet.
Unerwünschte Nebenwirkungen wie diese lassen sich zwar umgehen, indem die Fäden gezogen werden, aber damit ist der eigentliche Sinn und Zweck des resorbierbaren Nahtmaterials verfehlt. Soll resorbierbares Nahtmaterial zum Einsatz kommen, obwohl sich der notwendige Zeitraum für die Wundheilung nicht exakt einschätzen lässt, ist es daher wichtig, dass das Fachpersonal Maßnahmen trifft, die gewährleisten, dass sich die Nähte schnell genug auflösen.
Wie lässt sich dieser Nachteil resorbierbarer Fäden ausgleichen? Schnell heilende Wunden können mit monofilem Nahtmaterial – also Fäden, die aus einem einzelnen Strang bestehen – genäht werden. Um die Resorptionszeit weiter zu reduzieren, sind außerdem Fäden mit geringem Durchmesser besonders nützlich. Ist jedoch unklar, wie schnell sich ein Faden in einer spezifischen Wunde auflösen wird, empfiehlt es sich, darüber nachzudenken, sich der Wundheilungsprozess mit nicht resorbierbarem Nahtmaterial nicht reibungsloser gestalten ließe.
Sicher ist sicher: Warum gründliche Vorbereitung nicht immer die Nachsorge ersetzt
Wenn es darum geht, einen möglichst schnellen und zugleich sicheren Wundheilungsprozess zu gewährleisten, geht nichts über Expert:innenwissen und den kritischen Blick der behandelnden Fachkräfte. In diesem Artikel haben wir die drei größten Nachteile von resorbierbaren Fäden für Sie skizziert und Ihnen gezeigt, wie diese in der Praxis ausgeglichen werden können. Ganz gleich, für welchen Faden Sie sich entscheiden, gilt jedoch immer: Sobald der Verdacht besteht, dass eine Wunde so schnell oder langsam heilen könnte, dass sich die Vorteile resorbierbarer Fäden ins Gegenteil verkehren könnten, könnte es eine gute Idee sein, auch bei resorbierbarem Nahtmaterial mit regelmäßigen Nachsorgeterminen zu kontrollieren, ob die Fäden stets das richtige Maß an Stabilität bieten und sich zum richtigen Zeitpunkt auflösen.
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